Am 21. Mai besuchte die Bewertungsjury Sonnenberg-Winnenberg. Axel Munsteiner (Landkreis Birkenfeld) hat hierzu einen Bericht auf der Internetseite vom Landkreis veröffentlicht, den wir hier einfügen. Am gleichen Tag besuchte die Jury auch Allenbach. Aus diesem Grund geht der Bericht auch auf Allenbach ein.
„Unser Dorf hat Zukunft“:
Jury besucht Allenbach und Sonnenberg-Winnenberg
Nach ihrem ersten und zweiten Platz, den sie im Herbst 2024 beim Entscheid im Kreis Birkenfeld erreicht haben, sind die Gemeinden Allenbach und Sonnenberg-Winnenberg in die zweite Runde des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ eingezogen. Am Mittwoch war es nun soweit. Die sechsköpfige Jury für den Gebietsentscheid in der Region Trier war in beiden Orten zu Besuch und hat sich dort genau umgeschaut. Neben viel Lob gab es von den Experten auch einige Impulse, was sich in den beiden Gemeinden noch verbessern lässt.
Eins vorweg: Sowohl in Allenbach als auch in Sonnenberg-Winnenberg wird noch etwas Geduld gefragt sein, ob es nach der Begutachtung der Gebietsjury sogar mit der Qualifikation für den rheinland-pfälzischen Landesentscheid im September klappt. Erst am 23. Juni wird die ADD das Ergebnis des Gebietsentscheids bekanntgeben. In der Region Trier werden dafür insgesamt 13 Orte in 8 Landkreisen besichtigt. Aus dieser Konkurrenz erfolgt die Auswahl von vier Gemeinden, die am Landesentscheid teilnehmen dürfen.
Juryleiter Dirk Görgen von der ADD Trier stellte vorab aber schon mal eins klar: Bei insgesamt 125 teilnehmenden Orten in Rheinland-Pfalz haben Allenbach und Sonnenberg-Winnenberg als Wettbewerbssieger im Kreis Birkenfeld nach der ersten Runde „bereits 71 andere Gemeinden im Land hinter sich gelassen. Das ist ein großer Teilerfolg, zu dem wir ihnen schon jetzt gratulieren können“, so Görgen.
Der Charakter des mehr als 50 Jahre alten Traditionswettbewerbs hat sich gewandelt, was sich schon an seinem Namen zeigt. Dieser wurde vor einiger Zeit ganz bewusst von „Unser Dorf soll schöner werden“ auf „Unser Dorf hat Zukunft“ abgeändert. Statt allein auf den schönen Anblick wird seitdem von den Jurymitgliedern viel stärker auf die „inneren Werte“ eines Orts geachtet.
Dies geschieht in Form von fünf Bewertungskategorien: Welche Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen gibt es in einem Ort? – Wie sieht es dort mit bürgerschaftlichem Engagement und sozialen sowie kulturellen Aktivitäten aus? – Was ist über die Baugestaltung und Bauentwicklung im Ort zu sagen? – Wie präsentiert sich die Grüngestaltung im Ort? – und Wie fügt sich das Dorf in die Landschaft ein? Auf diese Fragen legten die Experten der Gebietsjury, ein besonderes Augenmerk. Sie bestand neben Dirk Görgen aus Markus Kowall, Melanie Baumeister, Prof. Dr. Matthias Sieveke, Christoph Heckel und Carsten Neß.
Sowohl in Allenbach (VG Herrstein-Rhaunen) als auch in Sonnenberg-Winnenberg (VG Birkenfeld) wurde die Jury von ganz unterschiedlichen Personen aus den Gemeinden sehr herzlich empfangen. Begleitet wurden die Rundgänge zudem von Mitarbeitern der jeweiligen VG-Verwaltungen und von Stefan Engel sowie Hans-Joachim Werner von der Kreisverwaltung Birkenfeld. Engel ist dort in der Bauabteilung für den Bereich der Dorferneuerung zuständig. Werner fungiert als Leiter der Umwelt- und Landesplanungsabteilung.
Parallelen gab es bei den Besichtigungstouren durch die beiden Orte in mehrfacher Hinsicht. Treffpunkt mit der Jury waren hier wie dort die jeweiligen Gemeinschaftshäuser. Dort hatten sowohl Ortsbürgermeister Frank Robbert (Sonnenberg-Winnenberg) als auch der in Allenbach derzeit noch kommissarisch die Geschäfte verwaltende Erste Beigeordnete Christian Adam prägnante Kurzpräsentationen ihrer Gemeinde für die Gäste aus Trier vorbereitet. Danach hieß es in beiden Dörfern „Bitte einsteigen!“. Denn um der Jury möglichst viel zu zeigen, setzte man sowohl in Allenbach als auch in Sonnenberg-Winnenberg auf eine Fahrt im offenen, vom Trecker gezogenen Planwagen.
In Sonnenberg ging es nach dem Start am Gemeinschaftshaus zunächst raus zum früheren Sportplatz, dessen Sportlerheimgebäude die Gemeinde an einen Motorradclub verpachtet hat. Auf dem Gelände wurde zudem vom Heimat- und Verschönerungsverein eine Boulebahn errichtet, wo einige Mitglieder beim Besuch der Jury die Metallkugeln rollen ließen.
Weiter ging es unter anderem in den Ortsteil Winnenberg, wo die „Gwetschestub“ ein wichtiger Anlaufpunkt ist. Zurück in Sonnenberg lotsten die Gemeindevertreter die Jury unter anderem zum Brunnenplatz und schließlich zum Dorfplatz mit Glockenturm, der 2013 nach umfangreicher Modernisierung eingeweiht wurde und an dessen Rand vor zwei Jahren unter maßgeblicher Mithilfe des Fördervereins der Feuerwehr eine Grillhütte hinzugekommen ist. „Hier befindet sich das Herzstücks dieses Ortsteils“, betonte die Beigeordnete Denise Schunck. Sie spielte sich an den jeweiligen Stationen der Besichtigungstour mit Ortschef Frank Robbert, Gemeinderatsmitglied Anne Schneider und dem Ersten Beigeordneten Benjamin Lommatzsch – er ist auch Vollerwerbslandwirt – gegenseitig die Bälle zu.
Sehr viel Wert legten die Vertreter des Doppelorts mit seinen rund 450 Einwohnern darauf, der Jury klarzumachen, wie viel ehrenamtliche Arbeit bei den schon umgesetzten Projekten geleistet wurde. Sie betonten zudem, dass die Dorfgemeinschaft durch vielfältige Aktionen gefördert wird. Beispiele dafür sind regelmäßige Bastelnachmittage, das neue Angebot eines gemeinsamen Mittagstischs und der „durstige Donnerstag“, ein Feierabendtreff an der Grillhütte auf dem Sonnenberger Dorfplatz.
Die Jury erfuhr zudem von Vorhaben, die in Zukunft geplant sind. Zu nennen wäre hier unter anderem die Renaturierung des Weihers in Winnenberg oder der Bau eines Unterstands für den Bouleplatz. Eine weitere Idee ist es, ein Balkonkraftwerk auf dem Sonnenberger Dorfplatz zu installieren. Überhaupt, so Robbert, sehe man im Bereich der regenerativen Energien eine große Chance für die Doppelgemeinde. Mit den Nachbarn aus Niederbrombach und Kronweiler befindet sich ein Windparkprojekt im Genehmigungsverfahren. Eine dieser Anlagen ist auf Sonnenberg-Winnenberger Gebiet geplant. Sollte sie ans Netz gehen können, wäre das aus finanzieller Sicht als neue Einnahmequelle für die Gemeinde sehr wichtig, da es dort zum Beispiel kaum Gewerbe gibt, wie Robbert betonte.
„Uns wurde hier sehr viel Gutes gezeigt“, urteilte Jurychef Görgen, der wie andere Mitglieder das bürgerschaftliche Engagement als großen Pluspunkt betrachtete. „Durch den Generationenwechsel im Gemeinderat habe ich den Eindruck, dass der Rat ein starker Motor für den weiteren Prozess sein wird“, fügte Melanie Baumeister hinzu. Intuitiv habe man zwar in der jüngeren Vergangenheit „verdammt viel richtig gemacht“, so Baumeister. Ebenso wie Görgen mahnte sie aber an, dass man bei der Vielzahl an Projektideen „struktureller vorgehen und Prioritäten mit einer klaren Zeitachse setzen sollte“. Deshalb lautete auch Görgens dringende Empfehlung, dass Sonnenberg-Winnenberg die Fortschreibung eines Dorfentwicklungskonzepts angehen solle.
In Allenbach ist dies bereits geschehen. Bei der Neuerstellung des Dorfkonzepts, das seit 2023 vorliegt, wurde die Bürgerbeteiligung großgeschrieben, wie der Erste Beigeordnete Christian Adam und Altbürgermeister Siegfried Burmann betonten. Ein auf der Wunschliste der Bürger oft genanntes Projekt, das in Zukunft noch verwirklicht werden könnte, ist die Einrichtung eines Dorfladens. Vorgesehener Standort dafür ist der Dorfplatz, wo derzeit noch das kleine Feuerwehrgerätehaus steht.
Da dieses aber nicht mehr den modernen Standards entspricht, denkt die Ortsgemeinde in Abstimmung mit der für den Brandschutz zuständigen VG Herrstein-Rhaunen über die Errichtung eines kombinierten Gebäudes für die Feuerwehr und den Gemeindebauhof nach. „So könnten wir Synergieeffekte schaffen“, sagte Christian Adam über das mögliche Bauvorhaben, das auf einem Areal unterhalb des Friedhofs realisiert werden könnte.
Schon umgesetzt beziehungsweise noch in Arbeit sind andere Maßnahmen in der 650-Einwohner-Gemeinde. Wegen der Lage direkt am Nationalpark spielt der Tourismus dort eine große Rolle, und im Ort gibt es mit dem Hotel-Restaurant Steuer einen weithin bekannten Gastronomiebetrieb.
Ein wichtiges Freizeitareal ist der Allenbacher Weiher. Mithilfe von EU-Zuschüssen wurde dort inzwischen eine neugestaltete Mehrgenerationenfläche geschaffen, zu der unter anderem eine geräumige Schutzhütte mit Grillstelle gehört. Zurzeit sind dort wieder Bagger im Einsatz, weil auf dem Gelände zusätzlich ein Spielplatz angelegt wird.
Der Abstecher dorthin war ebenso eine Station der Planwagen-Besichtigungstour wie der Jugendraum im Gebäude am Festplatz und der Turnraum im Sportlerheim der SpVgg Hochwald. Diesen Turnraum hat der Verein in Eigenregie anstelle des dort nicht mehr benötigten Schießstands eingerichtet.
Ein großes Pfund von Allenbach sind schließlich die historischen und architektonisch wertvollen Sehenswürdigkeiten. Die Besichtigungstour führte die Jury nicht nur zur alten Mahlmühle in der Straße „In der Schied“, sondern auch ins Sponheimische Schloss. Dieses befindet sich in Privatbesitz. Der zur Eigentümerfamilie gehörende Schlossverwalter könnte sich aber durchaus vorstellen, es in Zukunft noch mehr für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wie er bei dem von ihm geleiteten Rundgang selbst erklärte. Altbürgermeister Siegfried Burmann schwebt diesbezüglich vor, einmal im Monat Führungen durch die Sehenswürdigkeiten anzubieten.
Beim Abschlussgespräch lobte Jurychef Görgen, dass man einen „schönen Rundgang“ erlebt habe und sich Allenbach vor allem durch seine historische Bausubstanz auszeichne. Auch in Sachen bürgerschaftliches Engagement und Vereinsstrukturen sei man „auf einen gut bestellten Acker“ gestoßen, ergänzte Melanie Baumeister. Christoph Heckel zeigte sich sehr angetan vom „wunderschönen Ortskern mit seiner harmonischen Bebauung“. Die Gemeinde sollte das regionaltypische Bauen aber auch in Zukunft beachten, beispielsweise beim geplanten Feuerwehr- und Bauhofgebäude.
Etwas Wasser in den Wein goss Jurymitglied Markus Kowall beim geplanten Dorfladen-Projekt. „So etwas wünschen sich alle, aber meistens funktioniert es nicht“. Denn die Erfahrung in anderen Orten habe gezeigt, „dass es schwierig ist, ein solches Geschäft wirtschaftlich zu betreiben und am Leben zu halten“, merkte Kowall kritisch an.
Insgesamt überwogen bei den Jurymitgliedern die positiven Eindrücke in beiden Orten aber eindeutig, sodass sowohl Allenbach als auch Sonnenberg-Winnenberg optimistisch der Bekanntgabe der Ergebnisse entgegensehen können.